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Edgar Allan Poe Part 1

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Edgar Allan Poe.

by Hanns Heinz Ewers.

GUSTAV MEYRINK,

dem _Rauschkunstler_, dem _Traumer, der an Traume glaubt als an das einzig Wirkliche_ -- wie es Poe tat, wie es der tut, der dies schrieb -- sei dies Buchlein gewidmet.

+In der Alhambra+ April 1905 HANNS HEINZ EWERS.

[Verzierung]

Leicht schreitet mein Fuss uber die grauen Steine, den alten Weg, den ich so oft gegangen, hinauf zu der Alhambra heiligem Haine. Das Tor der Granaten offnet sich weit meiner Sehnsucht, dahinter bin ich der Zeit entflohen -- -- so leicht wandelt man in der Traume Land. Wo die Ulmen rauschen, wo die Springquellen plaudern, wo aus Lorbeerbuschen hundert Nachtigallen singen, da mag ich wohl an meinen Dichter denken.

Man sollte es nicht tun. Wirklich nicht.

Man sollte nicht hingehen und irgendein Buch lesen uber den Kunstler, den man liebt. Fast immer wird man enttauscht sein -- -- wie kann ein Pfaffe uber Gott sprechen? So vorsichtig soll man damit sein, so sehr vorsichtig.

Du solltest es _so_ machen:

Du liebst Firdusi? -- Goethe schrieb uber ihn; +den+ kennst du nicht?

Nun gut: lies erst alles, was Goethe schrieb, ehe du das liest, was er uber den Perser sagt. -- Und dann erst, +wenn du den genau kennst+, der uber deinen Liebling schrieb, +dann+ erst entscheide dich, ob du das lesen willst, was er uber ihn sagt! -- So wirst du keine Enttauschung erleben.

Lies nie, was Hinz und Kunz uber den Kunstler schreiben, den du liebst.

Und wenn Hinz und Kunz die allergrossten Sterne sind, und wenn dein Liebling ein ganz kleiner Nebelfleck ist -- -- _lies es nicht!_ Lies es nicht eher, bis du Hinz und Kunz genau kennst, bis du weisst: sie haben ein Recht, uber +deinen Kunstler+ zu sprechen.

Ich habe es nicht so gemacht. Ich habe irgendwoher ein paar d.i.c.kflussige Tropfen im Blute: unertragliche deutsche Grundlichkeit.

So eine Art Pflichtgefuhl. Ich dachte: eh du uber den Dichter schreibst, den du liebst, lies das, was andere vor dir schrieben. Ich dachte: Vielleicht -- --"

Ich las also viel uber Edgar Allan -- Nun bin ich so enttauscht, so sehr enttauscht. Da war nur einer, dessen Geist ihn fa.s.sen konnte.

War nur +Baudelaire+ -- --

Baudelaire, der aus dem Haschich eine Kunst schuf. -- Wie hatte _er_ ihn auch nicht fa.s.sen sollen, ihn, der aus Alkohol und Laudanum Kunstwerte formte?!

-- Jetzt muss ich das alles vergessen, was die anderen sagten. Diesen gra.s.slichen Griswold muss ich vergessen, dessen ganze Poebiographie nichts anderes ist, als ein giftiges Ausspucken: _Er soff, er soff_, pfui doch, _er soff!_" -- -- Und den noch gra.s.slicheren Ingram muss ich vergessen, diesen Narren, der meinen Kunstler +ehrenrettete+, indem er immer wieder stammelte: _Er trank gar nicht, wirklich, er trank gar nicht!_"

Rasch, ehe ich sie vergesse, will ich die Daten niederschreiben, die ich von ihnen habe:

_Edgar Allan Poe, geb. am 19. Januar 1809 in Boston. Irische Familie, langer Stammbaum, normannisches, keltisches, angelsachsisches, italienisches Blut. 1816 nach England mit seinen Pflegeeltern, ein paar Jahre in einer Boarding-School in Stoke-Newington. -- 1822 zuruck nach Amerika, 1826 Student in Richmond, dann in Charlottesville. 1827 Reise nach Europa mit unbekannten Abenteuern. 1830 Offizierskadett in Westpoint. 1834 Leiter des Southern Literary Messenger in Richmond.

1836 verheiratet mit seiner Cousine Virginia Clemm. Er schrieb. --[1] Er lebte abwechselnd in New-Jork, Philadelphia, Richmond, Fordham. Es ging ihm sehr schlecht. +,Er soff'+ (sagt Griswold). +,Er trank gar nicht'+ (sagt Ingram). Er starb am 7. Oktober im Armenkrankenhaus zu Baltimore, vierzig Jahre alt._"

So, das waren diese allergleichgultigsten Daten. Nun kann ich auch das vergessen.

-- Wie schwer das doch ist! -- Ganz langsam gehe ich durch die Ulmenallee, hinauf zu dem Konigsschloss. Links biege ich ein und durchschreite die machtige Turmpforte des Gesetzes. Ich freue mich uber die Hand da oben, die den bosen Blick bannt; ich denke: da werden meine Pfaffen draussen bleiben. Nun bin ich oben -- -- allein in den vertrauten Raumen.

Ich weiss wohl, wohin ich will. Rasch durch den Myrtenhof, durch den Saal der Mocaraben in den Hof der zwolf Lowen. Links hinein in das Zimmer der beiden Schwestern und durch das der Ajimeces. Nun bin ich da, im Mirador de Daraxa, wo Boabdils Mutter 'Aicha wohnte. Ich sitze am Fenster, blicke hinaus auf die alten Zypressen -- --

Wie schwer es doch ist, zu vergessen! Da gehen meine Pfaffen im Garten spazieren. Zwei englische Heuchler, runder Hut, kurze Pfeife, schwarzer Rock. Den Badeker in der Hand.

_Er soff!_" zischt der eine.

_O nein, er trank wirklich nicht!_" fistelt der andere.

Ich mochte sie mit den Kopfen zusammenstossen! Ich mochte ihnen zuschreien: Fort, Ratten, fort! Hier sitzt einer, der traumt von dem Kunstler, den er liebt! Er sang in eurer Sprache -- -- und ihr Stocke wisst nichts von ihm!" --

Sie gehen ja schon, gewiss doch! Ich bin wieder allein -- --

Er soff -- -- er soff nicht! -- So streiten Englander uber ihre Dichter!

Sie la.s.sen Milton verhungern, sie stehlen Shakespeare sein ganzes Lebenswerk, sie wuhlen mit krummen Fingern in Byrons und Sh.e.l.leys Familiengeschichten, sie begeifern Rossetti und Swinburne, stecken Wilde ins Zuchthaus und zeigen mit den Fingern auf Charles Lamb und Poe -- -- weil sie tranken!

Ich bin doch froh, da.s.s ich ein Deutscher bin! Deutschlands grosse Manner durften -- -- unsittlich sein. +Unsittlich+ -- -- das heisst: nicht eben _genau so_ sittlich, wie die guten Burger und Pfaffen. Der Deutsche sagt: Goethe war unser grosser Dichter". -- Er weiss, da.s.s er nicht so sehr sittlich war, aber er nimmt ihm's nicht weiter ubel. -- Der Englander sagt: Byron war unsittlich, +darum war er+ _kein_ grosser +Dichter+". Nur in England konnte des widerlichen Moralpfaffen Kingsley Wort uber Heine ein geflugeltes werden: Sprecht nicht von ihm -- -- -- _er war ein schlechter Mensch!_" --

Wenn es aber gar nicht mehr anders geht, wenn alle Volker ringsum die unsittlichen" englischen Dichter anerkennen und lieben, wenn der Englander endlich +gezwungen wird, zu sprechen+ -- -- -- dann +lugt+ er. Er gibt seine Heuchelei nicht auf, er sagt dann: nach neueren Untersuchungen war der Mann gar nicht unsittlich; er war vielmehr hochsittlich, ganz rein und ganz unschuldig! So haben die englischen Lugner Byrons _Ehre gerettet_", so wird es nicht lange mehr dauern, bis sie auch aus Saulus Wilde einen Paulus machen! -- So ist fur Poe den Griswolds ein Ingram gefolgt: Ach nein, er trank wirklich nicht!"

+Die Englander durfen nun Edgar Allan Poe anerkennen, nachdem ihm amtlich bescheinigt ist, da.s.s er ein sittlicher Mensch war!+

Wir aber, die wir nicht den geringsten Anspruch auf burgerliche und pfaffische Sittenreinheit machen, wir lieben ihn, wenn er auch trank. Ja noch mehr, wir lieben ihn, _weil_ er trank, denn wir wissen, da.s.s eben aus dem Gifte, das seinen Leib zerstorte, reine Bluten entsprossten, deren Kunstwerte unverganglich sind.

Wie Kunstwerte entstanden, das geht den Laien nichts an. Das hat der Kunstler mit sich allein abzumachen, niemand darf da ein Wort mitreden, oder gar ein abfallig Urteil fallen. Nur die wenigen, denen er einen Einblick gewahrt in sein Schaffen, +weil sie ihn lieben+, nur die durfen schweigend zuschauen, durfen erzahlen -- --

Wilde erzahlt das Marchen von der wunderschonen Rose, die aus dem Herzblut der sterbenden Nachtigall erwuchs. Der Student, der sie brach, schaute und staunte, nie hatte er eine solch wunderrote Blutrose gesehen. Aber er +wusste nicht+, _wie sie entstand_.

[Abbildung: EDGAR ALLAN POE Nach E. Manet]

Wir bewundern Odontoglossum grande, die prachtigste Orchidee -- -- -- ist sie weniger schon, weil sie sich von Insekten ernahrt, die sie in der schmahlichsten Weise langsam zu Tode qualt? Wir freuen uns im Parke von Cintra uber die herrlichen Lilien, wir staunen: so gross, so weiss haben wir sie nie gesehen! Was geht es uns an, da.s.s sie all ihre aussergewohnliche Pracht dem Umstand verdanken, da.s.s der kluge Gartner ihren Nahrboden nicht mit dem naturlichen" Wa.s.ser, sondern mit Guano, mit ausgesuchtem Kunstdunger behandelte?!

-- Es wird einmal eine Zeit kommen, wo man mitleidig lacheln wird uber die breiten Landstra.s.sen unserer rauschlosen Kunst, die nur sparlich hier und da durch des Alkohols trube Laternen erh.e.l.lt werden. Eine Zeit, fur die die Begriffe +Rausch+ und +Kunst+ ein untrennbares Ganzes sind, die nur innerhalb der grossen Rauschkunst Unterschiede kennt. Dann erst wird man den _Pfadfindern_ die hohe Stelle geben, die ihnen gebuhrt, den Hoffmann, Baudelaire, Poe -- -- den Kunstlern, die zuerst _bewusst_ mit dem Rausche arbeiteten.

Seid doch ehrlich! Gibt es einen Kunstler, der des Rausches ganz entbehren kann? Nehmen sie nicht alle ihr kleines Giftchen: Tee, Tabak, Kaffee, Bier oder was es sei? Muss nicht der Geist vergiftet" werden, um Kunstwerte zu schaffen, sei es nun, da.s.s er das Gift durch den Korper empfangt, sei es -- -- -- auf andere Weise?

_Denn es gibt manche andere Weisen_ -- --

Die Kunst ist der Natur entgegengesetzt. Ein Mensch, der physisch und psychisch rein abstinent lebt, dessen Voreltern auch durch lange Generationen hindurch ebenso abstinent lebten, so da.s.s sein Blut nicht, wie bei uns allen, langst vergiftet" ist, kann +nie+ ein Kunstler werden -- wenn nicht eines Gottes Gunst seinem Leben andere Sensationen schenkt, die Ekstasen erwecken mogen. Aber auch das sind _Vergiftungen_ des Geistes! Natur und Kunst sind die schlimmsten Feinde: wo die eine herrscht, ist die andere unmoglich.

Was ist -- -- im engsten, im _besten Sinne_ -- der Kunstler? +Ein Pionier der Kultur in das Neuland des Unbewussten!+

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