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An anthology of German literature Part 76

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1744-1803. Herder's was the first strong voice to be raised in protest against the inveterate illusion of his countrymen that excellence in poetry depended on the imitation of good models. He took a deep interest in the poetry of primitive and unlettered men, and deduced from that his criteria of excellence; namely, sincerity, naturalness, strength and fulness of expression. The virtue of the greatest poets, such as Homer, Shakspere and Ossian, lay--so he said--in the fulness and fidelity with which they had felt and expressed the life of their nation and their epoch. Thus he became the founder of historical criticism and the harbinger of the coming romantic movement. It was he, more than any one else, who ushered in the 'storm and stress' era, with its watchwords of nature, power, genius, originality, and its general spirit of protest against all conventional restrictions.

1

_From 'Fragments on Recent German Literature'[1]: Poetry as mother tongue of mankind._

Eine Sprache in ihrer Kindheit bricht, wie ein Kind, einsilb.i.+.c.hte, rauhe und hohe Tone hervor. Eine Nation in ihrem ersten wilden Ursprunge starret, wie ein Kind, alle Gegenstande an; Schrecken, Furcht, und alsdenn Bewunderung sind die Empfindungen, derer beide allein fahig sind, und die Sprache dieser Empfindungen sind Tone,--und Gebarden. Zu den Tonen sind ihre Werkzeuge noch ungebraucht: folglich sind jene hoch und machtig an Accenten; Tone und Gebarden sind Zeichen von Leidenschaften und Empfindungen, folglich sind sie heftig und stark: ihre Sprache spricht fur Auge und Ohr, fur Sinne und Leidenschaften: sie sind grosserer Leidenschaften fahig, weil ihre Lebensart voll Gefahr und Tod und Wildheit ist: sie verstehen also auch die Sprache des Affects mehr als wir, die wir dies Zeitalter nur aus spatern Berichten und Schlussen kennen; denn so wenig wir aus unsrer ersten Kindheit Nachricht durch Erinnerung haben, so wenig sind Nachrichten aus dieser Zeit der Sprache moglich, da man noch nicht sprach, sondern tonete; da man noch wenig dachte, aber desto mehr fuhlte; und also nichts weniger als schrieb.

So wie sich das Kind oder die Nation anderte, so mit ihr die Sprache.

Entsetzen, Furcht und Verwunderung verschwand allmahlich, da man die Gegenstande mehr kennen lernte; man ward mit ihnen vertraut und gab ihnen Namen, Namen, die von der Natur abgezogen waren, und ihr so viel moglich im Tonen nachahmten. Bei den Gegenstanden furs Auge musste die Gebardung noch sehr zu Hilfe kommen, um sich verstandlich zu machen: und ihr ganzes Worterbuch war noch sinnlich. Ihre Sprachwerkzeuge wurden biegsamer, und die Accente weniger schreiend. Man sang also, wie viele Volker es noch tun, und wie es die alten Geschichtschreiber durchgehends von ihren Vorfahren behaupten. Man pantomimisierte und nahm Korper und Gebarden zu Hilfe: damals war die Sprache in ihren Verbindungen noch sehr ungeordnet und unregelma.s.sig in ihren Formen.

Das Kind erhob sich zum Junglinge: die Wildheit senkte sich zur politischen Ruhe; die Lebens- und Denkart legte ihr rauschendes Feuer ab: der Gesang der Sprache floss lieblich von der Zunge herunter, wie dem Nestor des Homers, und sauselte in die Ohren. Man nahm Begriffe, die nicht sinnlich waren, in die Sprache; man nannte sie aber, wie von selbst zu vermuten ist, mit bekannten sinnlichen Namen; daher mussen die ersten Sprachen bildervoll und reich an Metaphern gewesen sein.

Und dieses jugendliche Sprachalter war bloss das poetische: man sang im gemeinen Leben, und der Dichter erhohete nur seine Accente in einem fur das Ohr gewahlten Rhythmus: die Sprache war sinnlich und reich an kuhnen Bildern: sie war noch ein Ausdruck der Leidenschaft, sie war noch in den Verbindungen ungefesselt: der Periode fiel aus einander, wie er wollte!

--Seht! das ist die poetische Sprache, der poetische Periode. Die beste Blute der Jugend in der Sprache war die Zeit der Dichter: jetzt sangen die ???d?? [Greek: aoidoi] und ?a??d?? [Greek: rhapsodoi]: da es noch keine Schriftsteller gab, so verewigten sie die merkwurdigen Taten durch Lieder: durch Gesange lehrten sie, und in den Gesangen waren nach der damaligen Zeit der Welt Schlachten und Siege, Fabeln und Sittenspruche, Gesetze und Mythologie enthalten. Da.s.s dies bei den Griechen so gewesen, beweisen die Buchert.i.tel der altesten verlorenen Schriftsteller, und da.s.s es bei jedem Volk so gewesen, zeugen die altesten Nachrichten....

So loset sich auch der Zweifel eines sprachgelehrten Mannes hiemit leicht auf: 'Ich weiss nicht, ob es wahr ist, was man in vielen Buchern wiederholet hat, da.s.s bei allen Nationen, die sich durch die schonen Wissenschaften hervorgetan haben, die Poesie eher als die Prose zu einer gewissen Hohe gestiegen sei.' Es ist allerdings wahr, was alle alte Schriftsteller einmutig behaupten, und was in den neuen Buchern wenig angewandt ist, da.s.s die Poesie lange vorher, ehe es Prose gab, zu ihrer grossten Hohe gestiegen sei, da.s.s diese Prose darauf die Dichtkunst verdrungen, und diese nie wieder ihre vorige Hohe erreichen konnen. Die ersten Schriftsteller jeder Nation sind Dichter: die ersten Dichter unnachahmlich: zur Zeit der schonen Prose wuchs in Gedichten nichts als die Kunst: sie hatte sich schon uber die Erde erhoben und suchte ein Hochstes, bis sie ihre Krafte erschopfte und im ather der Spitzfindigkeit blieb. In der spatern Zeit hat man bloss versifizierte Philosophie oder mittelma.s.sige Poesie.

[Notes: 1: First Collection (1767); see Suphan's edition of Herder's works, Vol. I, page 152.]

2

_From 'Critical Forests'[2]: Power, not sequence of tones, the essence of poetry._

Ich laugne es also, da.s.s Gegenstande, die auf einander oder deren Teile auf einander folgen, deswegen uberhaupt Handlungen heissen: und ebenso laugne ich, da.s.s, weil die Dichtkunst Successionen liefre, sie deswegen Handlungen zum Gegenstande habe. Der Begriff des Successiven ist zu einer Handlung nur die halbe Idee: es muss ein Successives durch Kraft sein: so wird Handlung. Ich denke mir ein in der Zeitfolge wirkendes Wesen, ich denke mir Veranderungen, die durch die Kraft einer Substanz auf einander folgen: so wird Handlung. Und sind Handlungen der Gegenstand der Dichtkunst, so wette ich, wird dieser Gegenstand nie aus dem trocknen Begriff der Succession bestimmt werden konnen: _Kraft_ ist der Mittelpunkt ihrer Sphare.

Und dies ist die Kraft, die dem Innern der Worte anklebt, die Zauberkraft, die auf meine Seele durch die Phantasie und Erinnerung wirkt: sie ist das Wesen der Poesie. --Der Leser sieht, da.s.s wir sind, wo wir waren, da.s.s namlich die Poesie durch willkurliche Zeichen wirke; da.s.s in diesem Willkurlichen, in dem Sinne der Worte, ganz und gar die Kraft der Poesie liege; nicht aber in der Folge der Tone und Worte, in den Lauten, so fern sie naturliche Laute sind....

Handlung, Leidenschaft, Empfindung!--auch ich liebe sie in Gedichten uber alles: auch ich ha.s.se nichts so sehr als tote stillstehende Schilderungssucht, insonderheit, wenn sie Seiten, Blatter, Gedichte einnimmt; aber nicht mit dem todlichen Ha.s.se, um jedes einzelne ausfuhrliche Gemalde, wenn es auch coexistent geschildert wurde, zu verbannen; nicht mit dem todlichen Ha.s.se, um jeden Korper nur mit Einem Beiworte an der Handlung Teil nehmen zu la.s.sen, und denn auch nicht aus dem namlichen Grunde, weil die Poesie in successiven Tonen schildert, oder weil Homer dies und jenes macht und nicht macht--um deswillen nicht.

Wenn ich Eins von Homer lerne, so ist's, da.s.s die Poesie energisch wirke: nie in der Absicht, um bei dem letzten Zuge ein Werk, Bild, Gemalde (obwohl successive) zu liefern, sondern, da.s.s schon wahrend der Energie die ganze Kraft empfunden werden musse. Ich lerne von Homer, da.s.s die Wirkung der Poesie nie aufs Ohr, durch Tone, nicht aufs Gedachtnis, wie lange ich einen Zug aus der Succession behalte, sondern auf meine Phantasie wirke; von hieraus also, sonst nirgendsher, berechnet werden musse. So stelle ich sie gegen die Malerei und beklage, da.s.s Hr. L. diesen Mittelpunkt des Wesens der Poesie, 'Wirkung auf unsre Seele, Energie,' nicht zum Augenmerke genommen.

[Notes: 2: In his _Kritische Walder_ (1769) Herder subjected Lessing's _Laokoon_ to a searching criticism. The pa.s.sages here given--see Suphan's edition, Vol. 3, pages 139 ff.--are addressed to the theory advanced in the last of the foregoing selections from Lessing.]

3

_From 'Correspondence concerning Ossian and the Songs of Ancient Peoples'[3]: The poetic superiority of 'wild' folk._

Sie wissen aus Reisebeschreibungen, wie stark und fest sich immer die Wilden ausdrucken. Immer die Sache, die sie sagen wollen, sinnlich, klar, lebendig anschauend: den Zweck, zu dem sie reden, unmittelbar und genau fuhlend: nicht durch Schattenbegriffe, Halbideen und symbolischen Letternverstand (von dem sie in keinem Worte ihrer Sprache, da sie fast keine Abstracta haben, wissen),--durch alle dies nicht zerstreuet: noch minder durch Kunsteleien, sklavische Erwartungen, furchtsamschleichende Politik und verwirrende Prameditation verdorben--uber alle diese Schwachungen des Geistes seligunwissend, erfa.s.sen sie den ganzen Gedanken mit dem ganzen Worte, und dies mit jenem. Sie schweigen entweder, oder reden im Moment des Interesse mit einer unvorbedachten Festigkeit, Sicherheit und Schonheit, die alle wohlstudierte Europaer allezeit haben bewundern mussen und--mussen bleiben la.s.sen. Unsre Pedanten, die alles vorher zusammenstoppeln, und auswendig lernen mussen, um alsdenn recht methodisch zu stammeln; unsre Schulmeister, Kuster, Halbgelehrte, Apotheker und alle, die den Gelehrten durchs Haus laufen, und nichts erbeuten, als da.s.s sie endlich, wie Shakespear's Launcelots, Polizeidiener, und Totengraber uneigen, unbestimmt und wie in der letzten Todesverwirrung sprechen--diese gelehrte Leute, was waren die gegen die Wilden? Wer noch bei uns Spuren von dieser Festigkeit finden will, der suche sie ja nicht bei solchen;--unverdorbene Kinder, Frauenzimmer, Leute von gutem Naturverstande, mehr durch Tatigkeit als Spekulation gebildet, die sind, wenn das, was ich anfuhrete, Beredsamkeit ist, alsdenn die einzigen und besten Redner unsrer Zeit.

In der alten Zeit aber waren es Dichter, Skalden, Gelehrte, die eben diese Sicherheit und Festigkeit des Ausdrucks am meisten mit Wurde, mit Wohlklang, mit Schonheit zu paaren wussten; und da sie also Seele und Mund in den festen Bund gebracht hatten, sich einander nicht zu verwirren, sondern zu unterstutzen, beizuhelfen: so entstanden daher jene fur uns halbe Wunderwerke von ???d??? [Greek: aoidois], Sangern, Barden, Minstrels, wie die grossten Dichter der altesten Zeiten waren.

Homers Rhapsodien und Ossians Lieder waren gleichsam Impromptus, weil man damals noch von nichts als Impromptus der Rede wusste: dem letztern sind die Minstrels, wiewohl so schwach und entfernt, gefolgt; indessen doch gefolgt, bis endlich die Kunst kam und die Natur ausloschte. In fremden Sprachen qualte man sich von Jugend auf, Quant.i.taten von Silben kennen zu lernen, die uns nicht mehr Ohr und Natur zu fuhlen gibt; nach Regeln zu arbeiten, deren wenigste ein Genie als Naturregeln anerkennt; uber Gegenstande zu dichten, uber die sich nichts denken, noch weniger sinnen, noch weniger imaginieren la.s.st; Leidenschaften zu erkunsteln, die wir nicht haben, Seelenkrafte nachzuahmen, die wir nicht besitzen,--und endlich wurde alles Falschheit, Schwache und Kunstelei.

Selbst jeder beste Kopf ward verwirret und verlor Festigkeit des Auges und der Hand, Sicherheit des Gedankens und des Ausdrucks, mithin die wahre Lebhaftigheit und Wahrheit und Andringlichkeit--alles ging verloren. Die Dichtkunst, die die sturmendste, sicherste Tochter der menschlichen Seele sein sollte, ward die ungewisseste, lahmste, w.a.n.kendste; die Gedichte fein oft corrigierte Knaben- und Schulexercitien.

[Notes: 3: _Auszug aus einem Briefwechsel uber Ossian und die Lieder alter Volker_ was published in 1773, as part of a collection of papers (by Herder, Goethe and Moser) ent.i.tled _Von deutscher Art und Kunst_. See Suphan's Herder, Vol. 5, page 155.]

4

_From an essay ent.i.tled 'Shakespear'[4]: Sophocles and Shakspere._

Shakespear fand vor und um sich nichts weniger als Simplicitat von Vaterlandssitten, Taten, Neigungen und Geschichtstraditionen, die das griechische Drama bildete, und da also nach dem ersten metaphysischen Weisheitssatze aus nichts nichts wird, so ware, Philosophen uberla.s.sen, nicht bloss kein griechisches, sondern, wenn's ausserdem Nichts gibt, auch gar kein Drama in der Welt mehr geworden, und hatte werden konnen.

Da aber Genie bekannterma.s.sen mehr ist als Philosophie, und Schopfer ein ander Ding als Zergliederer: so war's ein Sterblicher mit Gotterkraft begabt, eben aus dem entgegengesetztesten Stoff, und in der verschiedensten Bearbeitung, dieselbe Wirkung hervorzurufen, Furcht und Mitleid, und beide in einem Grade, wie jener erste Stoff und Bearbeitung es kaum hervorzubringen vermocht! Glucklicher Gottersohn uber sein Unternehmen! Eben das neue, erste, ganz Verschiedene, zeigt die Urkraft seines Berufs.

Shakespear fand keinen Chor vor sich, aber wohl Staats- und Marionettenspiele--wohl! Er bildete also aus diesen Staats- und Marionettenspielen, dem so schlechten Leim, das herrliche Geschopf, das da vor uns steht und lebt. Er fand keinen so einfachen Volks- und Vaterlandscharakter, sondern ein Vielfaches von Standen, Lebensarten, Gesinnungen, Volkern und Spracharten--der Gram um das Vorige ware vergebens gewesen;--er dichtete also Stande und Menschen, Volker und Spracharten, Konig und Narren, Narren und Konig zu dem herrlichen Ganzen! Er fand keinen so einfachen Geist der Geschichte, der Fabel, der Handlung: er nahm Geschichte, wie er sie fand, und setzte mit Schopfergeist das verschiedenartigste Zeug zu einem Wunderganzen zusammen, was wir, wenn nicht Handlung im griechischen Verstande, so Aktion im Sinne der mittlern, oder in der Sprache der neuern Zeiten Begebenheit (_evenement_), grosses Ereignis, nennen wollen--o Aristoteles, wenn du erschienest, wie wurdest du den neuen Sophokles homerisieren! wurdest so eine eigne Theorie uber ihn dichten, die jetzt seine Landsleute, Home und Hurd, Pope und Johnson, noch nicht gedichtet haben! Wurdest dich freuen, von jedem deiner Stucke, Handlung, Charakter, Meinungen, Ausdruck, Buhne, wie aus zwei Punkten des Dreiecks Linien zu ziehen, die sich oben in Einem Punkte des Zwecks, der Vollkommenheit begegnen! Wurdest zu Sophokles sagen: male das heilige Blatt dieses Altars! und du, o nordischer Barde, alle Seiten und Wande dieses Tempels in dein unsterbliches Fresco!

Man la.s.se mich als Ausleger und Rhapsodisten fortfahren, denn ich bin naher Shakespear als dem Griechen. Wenn bei diesem das Eine einer Handlung herrscht, so arbeitet jener auf das Ganze eines Ereignisses, einer Begebenheit. Wenn bei jenem Ein Ton der Charaktere herrschet, so bei diesem alle Charaktere, Stande und Lebensarten, so viel nur fahig und notig sind, den Hauptklang seines Concerts zu bilden. Wenn in jenem Eine singende feine Sprache, wie in einem hoheren ather tonet, so spricht dieser die Sprache aller Alter, Menschen und Menschenarten, ist Dolmetscher der Natur in all ihren Zungen--und auf so verschiedenen Wegen beide Vertraute Einer Gottheit. Und wenn jener Griechen vorstellt und lehrt und ruhrt und bildet, so lehrt, ruhrt und bildet Shakespear nordische Menschen! Mir ist, wenn ich ihn lese, Theater, Acteur, Coulisse verschwunden! Lauter einzelne im Sturm der Zeiten wehende Blatter aus dem Buch der Begebenheiten, der Vorsehung, der Welt!

einzelne Geprage der Volker, Stande, Seelen! die alle die verschiedenartigsten und abgetrenntest handelnden Maschinen--was wir in der Hand des Weltschopfers sind--unwissende, blinde Werkzeuge zum ganzen Eines theatralischen Bildes, Einer Grosse habenden Begebenheit, die nur der Dichter uberschauet. Wer kann sich einen grossern Dichter der nordischen Menschheit, und in dem Zeitalter, denken!

[Notes: 4: Published in the aforementioned collection _Von deutscher Art und Kunst_ (1773). See Suphan's Herder, Vol. 5, page 208.]

5

_From 'Auch eine Philosophie': The Middle Ages and the Age of Reason._[5]

Die dunkeln Seiten dieses Zeitraums [des Mittelalters] stehen in allen Buchern: jeder kla.s.sische Schondenker, der die Polizierung unsres Jahrhunderts furs _non plus ultra_ der Menschheit halt, hat Gelegenheit ganze Jahrhunderte auf Barbarei, elendes Staatsrecht, Aberglauben und Dummheit, Mangel der Sitten und Abgeschmacktheit--in Schulen, in Landsitzen, in Tempeln, in Klostern, in Rathausern, in Handwerkszunften, in Hutten und Hausern zu schmalen und uber das Licht unsres Jahrhunderts, das ist, uber seinen Leichtsinn und Ausgela.s.senheit, uber seine Warme in Ideen und Kalte in Handlungen, uber seine scheinbare Starke und Freiheit, und uber seine wirkliche Todesschwache und Ermattung unter Unglauben, Despotismus und uppigkeit zu lobjauchzen.

Davon sind alle Bucher unsrer Voltare und Hume, Robertsons und Iselins voll, und es wird ein so schon Gemalde, wie sie die Aufklarung und Verbesserung der Welt aus den truben Zeiten des Deismus und Despotismus der Seelen, d.i. zu Philosophie und Ruhe herleiten--da.s.s dabei jedem Liebhaber seiner Zeit das Herz lacht....

Da.s.s es jemanden in der Welt unbegreiflich ware, wie Licht die Menschen nicht nahrt! Ruhe und uppigkeit und sogenannte Gedankenfreiheit nie allgemeine Gluckseligkeit und Bestimmung sein kann! Aber Empfindung, Bewegung, Handlung--wenn auch in der Folge ohne Zweck (was hat auf der Buhne der Menschheit ewigen Zweck?), wenn auch mit Stossen und Revolutionen, wenn auch mit Empfindungen, die hie und da schwarmerisch, gewaltsam, gar abscheulich werden--als Werkzeug in den Handen des Zeitlaufs, welche Macht! welche Wirkung! Herz und nicht Kopf genahrt!

mit Neigungen und Trieben alles gebunden, nicht mit krankelnden Gedanken! Andacht und Ritterehre, Liebeskuhnheit und Burgerstarke--Staatsverfa.s.sung und Gesetzgebung, Religion. --Ich will nichts weniger als die ewigen Volkerzuge und Verwustungen, Vasallenkriege und Befehdungen, Monchsheere, Wallfahrten, Kreuzzuge verteidigen; nur erklaren mochte ich sie: wie in allem doch Geist hauchet! Gahrung menschlicher Krafte! Grosse Kur der ganzen Gattung durch gewaltsame Bewegung, und wenn ich so kuhn reden darf, das Schicksal zog, (allerdings mit grossem Getose, und ohne da.s.s die Gewichte da ruhig hangen konnten,) die grosse abgelaufene Uhr auf! Da ra.s.selten also die Rader!

[Notes: 5: The booklet _Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit_ was published in 1774. See Suphan's Herder, Vol. 5, page 475.]

+LXXIV. JOHANN WOLFGANG GOETHE+

1749-1832. The long-gathering promise of a German literary renascence was splendidly fulfilled in the genius of Goethe. In all the _genres_ he wrought with high and peculiar distinction; and so intensely and fully did he live the life of his epoch that he has come to be regarded as _the_ representative of the modern spirit. A great critic has called him 'the clearest, largest, and most helpful thinker of modern times.' The scope of this book is such that only the youthful Goethe is represented in the selections.

+1+

+Mailied.+

Wie herrlich leuchtet Mir die Natur!

Wie glanzt die Sonne!

Wie lacht die Flur!

Es dringen Bluten 5 Aus jedem Zweig Und tausend Stimmen Aus dem Gestrauch,

Und Freud' und Wonne Aus jeder Brust. 10 O Erd', o Sonne!

O Gluck, o l.u.s.t!

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An anthology of German literature Part 76 summary

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